Interview mit Alexandra Scheiwiller, Gemeindepräsidentin Mauensee und Rolf Butz, Gemeindepräsident Wauwil. Aus dem RET-Geschäftsbericht 2024
Mauensee besteht aus mehreren Ortsteilen. Gibt es in der Gemeinde ein Zentrum?
Alexandra Scheiwiller: Trotz dreier Ortsteile ist Mauensee eine Gemeinde mit einem Dorfzentrum. In Mauensee selbst befindet sich nicht nur die Gemeindeverwaltung, sondern auch die Primarschule. Natürlich hat jedes Dorf seine eigenen Merkmale, aber innerhalb der Gemeinde gibt es eine gute und gesunde Durchmischung. Wichtig ist, dass die Bevölkerung sich bewegt und nicht nur immer im gleichen Dorf bleibt. Hier hilft auch die Schule. Sie nimmt eine spezielle Rolle ein, nicht nur als Treffpunkt für Schülerinnen, Schüler und Eltern.
Wie kommen die Kinder zur Schule?
Scheiwiller: Für Kinder bis zur vierten Klasse organisiert die Gemeinde einen Transport. Das fliesst ins ordentliche Gemeindebudget ein. Mittlerweile bringen zwei Schulbusse die Kinder aus den verschiedenen Dörfern nach Mauensee und wieder nach Hause.


Wie ist die Situation in Wauwil?
Rolf Butz: Wauwil ist eine kompakte Gemeinde. Die Einkaufsmöglichkeiten, Dienstleistungsangebote und auch das Schulangebot sind im Dorfzentrum für alle Wauwilerinnen und Wauwiler gut erreichbar. Dank dem Bahnhof ist die Gemeinde auch gut an den öffentlichen Verkehr angebunden. Als Gemeindepräsident beschäftigte mich ein anderes Thema: Die Frage ist, wie die soziale und politische Teilnahme der Bevölkerung und ihr Einbezug stattfinden kann.
Ist das in Wauwil aufgrund der Gemeindestruktur nicht einfacher als in Mauensee?
Butz: Nein, das denke ich nicht. Nicht die Struktur, sondern die Entwicklung der Gemeinden in den vergangenen Jahren ist hier entscheidend.
Scheiwiller: Es war früher einfacher, die Bevölkerung einzubeziehen. Unsere Gemeinden sind in den letzten Jahren stark und schnell gewachsen. Das stellt uns vor neue Herausforderungen.
Rolf Butz: Genau. Wir müssen die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse der alteingesessenen Bevölkerung sowie der Zugezogenen vereinbaren und dafür sorgen, dass die Dienstleistungs- und Infrastrukturanangebote mit der Entwicklung Schritt halten.
Wie machen Sie das konkret?
Butz: In dem wir einen regelmässigen Austausch und Kontakt mit der Bevölkerung pflegen und sie bei der Entwicklung der Gemeinde einbeziehen.
Scheiwiller: In einer Gemeinde mit drei Dörfern ist das eine spezielle Herausforderung. Bei Infrastrukturprojekten versuchen wir, allen Dörfern und Ortsteilen gerecht zu werden.
Heisst das, dass Sie zum Beispiel in jedem Dorf auch Räumlichkeiten für Vereine zur Verfügung stellen?
Scheiwiller: Vereine können die Räumlichkeiten der Schule Mauensee nutzen. Aufgrund der immer noch fehlenden Anbindung an den öffentlichen Verkehr ist das für Menschen, die in Kaltbach wohnen, nicht immer einfach. Sie können sich aber sehr gut organisieren. Was den Vereinen und wohl auch allen anderen fehlt, ist das Restaurant Rössli. Das Rössli war ein wichtiger Treffpunkt für die Menschen im Dorf.
Und wie sieht das Vereinsleben in Wauwil aus? Unterscheidet sich das von jenem in Mauensee?
Butz: Die meisten unserer Vereine sind über die Gemeindegrenze hinweg aktiv. Das sieht man auch in den Vereinsnamen, z. B. Fussballclub Wauwil-Egolzwil oder Gewerbeverein Wauwil-Egolzwil. Das zeigt, dass sich unsere Gemeinden trotz der gescheiterten Fusion immer noch nahestehen. Deshalb sind derzeit Projekte zur Stärkung der Zusammenarbeit in den Bereichen Abfallentsorgung/Werkhof oder Feuerwehr in Planung.
Was verbindet Ihre Gemeinden?
Scheiwiller: Wir und alle anderen Gemeinden der Region, müssen uns den gleichen Herausforderungen stellen. Dazu gehören all die nicht selbst beeinflussbaren Ausgaben, die aufgrund der Entwicklung der letzten Jahre anfallen, also der fehlende Schulraum, der Strassenunterhalt oder die Wasser- resp. Abwasserthematik aufgrund der zunehmenden Bautätigkeit.
Butz: Die enge Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden in der Region und die Unterstützung durch den RET hilft uns. Das vereint uns nicht nur, sondern gibt uns als Gemeinde mehr Gewicht gegenüber dem Kanton.
Scheiwiller: Mauensee ist nicht nur Mitglied beim RET, sondern auch Teil des Gebietsmanagements Sursee Plus. Als Gemeinde profitieren wir von diesem Netzwerk. Die Gemeinden tauschen sich aus und unterstützen sich gegenseitig.